Lavendel

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Lavendel (Lavandula) ist ein mediterraner Halbstrauch mit aromatisch riechenden Blüten und Blättern. Er ist weit verbreitet und wird vielfältig eingesetzt, vom Balkonkasten bis zur Straßenbegrünung.

Er gehört zur Familie der Lippenblütler und ist vor allem bekannt für seine aromatisch duftenden Blüten und Blätter. Lavendel liebt kalkhaltige, durchlässige Böden und ist robust und gut winterfest.

Lavendel
Botanik
Familie: Lippenblütler
Gattung: Lavandula
Wuchsform: Halbstrauch, wintergrün
Lebensdauer: ausdauernd, verholzend
bis zu 15 Jahre
Standort
kalkhaltig vollsonnig
trocken Freifläche Steingarten
Verwendung
Duft Gewürz Aroma
Solitär Gruppe Hecke

Herkunft

Name

Der Name Lavendel leitet sich vom lateinischen Wort lavare ab, welches Waschen bedeutet. Allerdings enthält Lavendel selbst keine waschaktiven Substanzen. Vermutlich wurde er von den Römern als Badezusatz verwendet.

Der Name der gängigsten Art Lavandula angustifolia bedeutet schmalblättriger Lavendel.

Verbreitung

Ursprünglich war der Lavendel im Mittelmeerraum zu Hause. Inzwischen findet er sich jedoch in ganz Südeuropa und sogar in Nordafrika.

Sein natürlicher Lebensraum ist kalkreicher Boden an den Hängen von Kalksteingebirgen. Dort wächst er auch in größeren Höhen, teilweise bis zur Baumgrenze.

Biologie und Aussehen

Lavendel ist ein Halbstrauch mit buschigem, aufrechtem Wuchs. In der Natur erreicht er Wuchshöhen von bis zu 2m. Dass kultivierte Lavendel meist kleiner bleiben liegt zum einen an kleinwüchsigen Züchtungen und zum anderen am Rückschnitt durch den Gärtner.

Lavendel ist wintergrün. Das bedeutet, er verliert nicht im Herbst seine Blätter, sondern erst im darauffolgenden Frühjahr. Nach dem Winter sind die meisten Blätter am Lavendel grau und vertrocknet und fallen bei leichter Berührung ab. Er treibt dann im Frühjahr neu durch, jedoch nur aus jungen Trieben. Wann der neue Austrieb erfolgt hängt dabei vom Wetter und dem Klima ab. In geschützten und milden Lagen kann schon im Februar das erste Lavendelgrün zu sehen sein. Spätestens anfang Mai sollter er jedoch überall im vollen Saft stehen.

Er blüht meist zwischen Juni und Juli mit blauen oder lila Blüten, manche Sorten auch in weiß.

Die Laubfarbe von Lavendel geht von sattgrün beim Austrieb über silbergrau und grau bei älterem Laub bis hin zu fahlgrau und aschgrau bei Laub aus dem vorherigem Jahr.

Als Halbstrauch kann Lavendel dabei kräftige Büsche mit guter Lebensdauer bildern. Lavendelbüsche können im Garten ein Alter von bis zu 15 Jahren erreichen.

Lavendelstämmchen

Immer wieder sind im Handel Lavdenlpflanzen mit Stamm und Krone als sogenannte Lavendelstämmchen zu kaufen. Es handelt sich dabei jedoch nicht um eine natürliche Wuchsform. Die Pflanzen sind vielmehr in diese Form erzogen, man könnte auch sagen verschnitten worden.

Die Stammform ist für den Lavendel unnatürlich und hat keine Vorteile. Vielmehr sind die Pflanzen nicht nur teurer, sondern auch anfälliger. Will man die Stammform erhalten ist intensive Pflege nötig, da die Pflanze sonst wieder zu ihrer natürlichen Wuchsform tendiert.

Lavendelstämmchen sind entsprechend nur ein rein ästhetisches Gartendesign Produkt. Meist wird es zur Zierde als Solitär in Vorgärten oder Töpfe gepflanzt. Nur selten sieht man alte und gesunde Pflanzen dieser Wuchsform.

Arten

Lavendelknospe

Die Gattung Lavendel umfasst über 30 Arten. Diese werden wiederum in sechs Sektionen unterteilt:

  • Lavandula
  • Stoechas
  • Dentata
  • Pterostoechas
  • Chaetostachys
  • Subnuda

Im Verkauf werden die Sektionen häufig falsch als Arten oder Sorten angegeben. Die wichtigen Sektionen und Arten zur Kultur in Mitteleuropa sind:

  • Lavandula angustifolia
  • Lavandula x intermedia
  • Lavandula x chaytorae
  • Lavandula latifolia (auch unter dem Namen Speiklavendel)
  • Lavandula lanata
  • Lavandula dentata
  • Lavandula x allardii
  • diverse Hybriden aus oben genannten

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Sorten

Die Sorten werden beim Lavendel vor allem über die Blütenfarbe, die Form und Größe der Ähren, die Anordnung und Abstände der Blütenquirle, Vorhandensein von Hochblättern und die Blattfarbe unterschieden. Zusätzlich kann die Wuchsform ein Unterscheidungskriterium sein.

Wichtige Sorten

Art Sorte Besonderheit
Lavandula angustifolia 'Staudenhochzeit'
  • weiße Blüte
  • kompakter Wuchs
  • langsam wachsend
  • stark verzweigt
'Dwarf Blue'
  • alte, bewährte Sorte
  • violette Blüte
  • robust
  • kompakter Wuchs
'Folgate'
  • frühe Blüte
  • hellblaue, hohe Blütenstände
'Hidcote Blue'
  • alte, bewährte Sorte
  • dunkelblauviolette Blüten
  • robust
  • kompakter Wuchs
'Hidcote Pink'
  • (blass-)rosa Blüten
'Miss Katherine'
  • kräftig rosa
  • sehr wüchsig
'Munstead'
  • Klassiker
  • sehr winterhart
  • Häufig im GaLaBau verwendet
'Two Seasons'
Lavandula x. int. 'Fragrant Memories'
  • besonders intensiver Duft
'Grappenhall'
  • hellviolette Blüten
  • hochwüchsig
  • starkwüchsig
'Grosso'
  • hochwüchsig
  • besonders hohe Blütenstände
  • wird kommerziell zur Gewinnung von Lavendelöl verwendet
Lavandula x chaytorae 'Richard Gray'
  • tiefviolette Blüten
  • silbrig-wolliges Laub
  • gleichmäßiger Wuchs
  • gut Winterhart

Sortenreinheit im Verkauf

Häufig findet man bei Lavendel im Verkauf Pflanzen mit Sortenbezeichnung, die jedoch durch Aussaat vermehrt wurden. In solchen Fällen kann Prinzipbedingt keine Sortenreinheit garantiert werden. Gerade bei den Sorten 'Munstead' und 'Hidcote' kommt diese Täuschung häufig vor. Für Privatgärtner ist das in den seltensten Fällen ein Problem.

Züchter und Sammler jedoch sollten nur Pflanzen von vertrauenswürdigen Staudengärtnereien mit eigener Vermehrung verwenden und besonders bei südländischem Herkunftsland vorsichtig sein, da in diesen Ländern meist über Aussaat vermehrt wird.

Vermehrung

Generativ

Die Vermehrung über Samen (generativ) ist möglich, aber in unseren Breiten unüblich. Im Garten können aber durchaus wilde Sämlinge auftreten. Hybriden sind meist unfruchtbar und können nicht über Aussaat vermehr werden.

Für die Samenernte ist auf gut ausgereifte Samen zu achten. Sie sind trocken kühl und dunkel zu lagern (siehe auch: Lagerung von Saatgut) Die Aussaat ist dann unter Glas ab Januar möglich. Die Samen sollten dabei nur dünn mit Erde bedeckt (abgesiebt) werden. Wichtig ist ein sehr hoher PH-Wert von 6-8, der dem Naturstandort entspricht.

Die Saatschalen sollten kühl gehalten werden (ca. 15°C). Dann ist mit Keimung nach 3-4 Wochen zu rechnen. Allerdings ist eine sehr ungleichmäßige Keimung zu erwarten.

Vegetativ

Üblich ist die Vermehrung über Kopfstecklinge (vegetativ). Dies ermöglicht sortenreine Nachkömmlinge und hat eine gute Erfolgsquote. Dafür gibt es zwei mögliche Termine: Typischerweise im Spätfrühling vor der Blüte oder auch im Spätsommer nach der Blüte.

Dazu werden ca. daumenlange Stecklinge von den Spitzen der Triebe abgnommen. Die Triebe sollten dafür noch nicht verholzte junge Triebe sein, jedoch schon fest genug zum stecken. Diese werden dann in so Anzuchtsubstrat gesteckt, dass zwei Nodien (Blattknoten) im Substrat sind. Der untere Teil kann dafür entblättert werden, was die Gefahr von Fäulnis und Pilzerkrankungen ein wenig senkt.

Wie bei Stecklingen üblich sollte dann für gespannte Luft gesorgt werden, d.h. eine gleichmäßig sehr hohe Luftfeuchtigkeit gehalten werden. Das Substrat selbst sollte nur bei hohen Temperaturen leicht befeuchtet werden.

Allgemein bewurzeln Lavendelstecklinge recht unproblematisch. Nach 4-8 Wochen sind sie ausreichend angewachsen, um umgetopft werden zu können.

Bei der Anzucht unter Glas müssen sie danach langsam abgehärtet werden. Das heißt sie müssen nach und nach an Sonnenlicht (UV-Strahlung) und kältere Temperaturen gewöhnt werden.

Mutterpflanzen

Lavendel im Kübel

Die meisten winterharten Sorten können im Beet als Mutterpflanze gehalten werden. Empfindliche Sorten im Topf halten und frostgeschützt überwintern. Dann jedes Jahr umtopfen und düngen.

Bei regelmäßiger Vermehrung die Mutterpflanzen nach 4 Jahren austauschen, da sonst die Stecklingsqualität abnimmt. Wie bei alle Mutterpflanzen auf gute ausgeprägte Sorteneigenschaften achten.

Pflege

Standort

Am natürlichen Standort bevorzugt Lavendel sehr kalkhaltige Böden. Bis zu einem gewissen Grad toleriert er auch normale Gartenböden, aber für gesunden kräftigen Wuchs sollte ein PH-Wert von 6-8 angestrebt werden.

Ansonsten ist Lavendel bei der Standortwahl nicht sehr wählerisch. Er bevorzugt jedoch tiefgründige durchlässige Böden. Staunässe kann im Winter eher zu Schäden führen als Frost.

Obwohl Lavendel Trockenheit verträgt, sollte er nach dem Auspflanzen regelmäßig gegossen werden. Lavendel kann, wenn er gut eingewurzelt ist, Trockenheit und Hitze sehr gut überstehen. Bis zur Einwurzelung benötigt er aber Pflege.

Nicht winterharte Formen können in ausreichend großen Kübeln kultiviert werden. Zwergformen eignen sich u.U. sogar für Balkonkästen.

Friedhof

Immer wieder sieht man Lavendelpflanzen auf Friedhöfen und Gräbern. Dort wird er verwendet, da das silbriggraue Laub zum Grab passend empfunden wird. Der Standort ist jedoch meist denkbar ungünstig: Friedhöfe sind oft schattig. Das Grab ist mit fetter Gartenerde aufgefüllt und neigt im Winter zur Staunässe. Lavendel gedeihen daher meist nicht gut auf Friedhöfen. Meist werden sie dort nur als kurzzeitige Bepflanzung während der Blüte eingesetzt. Dafür sind die langlebigen Sorten aber eigentlich zu schade und auch zu teuer. Es beietet sich an, eine passender Bepflanzung zu wählen.

Rosenbegleiter

Immer wieder liest man von Lavendel als Rosenbegleiter. Das ist jedoch nur auf eine rein optische Betrachtung zurückzuführen: Die Blütenfarben von Lavendel und Rosen harmonieren gut miteinander.

Leider sind die Standortansprüche von Lavendel und Rosen zu unterschiedlich. Pflanzt man sie zusammen ist entweder die Rose, oder der Lavendel unglücklich. Besser eignet sich Katzenminze (Nepeta) als Rosenbegleiter. Ihre Blütenfarbe ähnlet sehr der des Lavendels und sie harmoniert meist auch gut mit dem Standort der Rosen.

Auspflanzen

Lavdenl sollte Gelegenheit haben, vor dem Winter gut einzuwachsen, um den Winter unbeschadet zu überstehen.

Der beste Pflanzzeitpunkt für Lavendel ist daher das Frühjahr, kurz nachdem er frische Triebe gebildet hat. Man erkennt an den Trieben eine gesunde, wuchskräftige Pflanze. Und ab dem Frühjahr hat er den ganzen Sommer und Herbst Zeit seine Wurzeln zu bilden.

Alternativ kann er direkt nach der Blüte gepflanzt werden. Ein leichter Rückschnitt ist dann empfehlenswert.

Wie fast alle Pflanzen sollte Lavendel nicht während der Blüte verpflanzt werden. (siehe auch: Generatives Wachstum)

Rückschnitt

Der Rückschnitt ist die wichtigste Pflegemaßnahme bei Lavendel und gleichzeitig die umstrittenste.

Kontroverse

Lavendel zu stark geschnitten
Zu stark geschnittener Lavendel treibt nicht oder nur schlecht aus

In vielen Quellen wird ein Rückschnitt im Herbst empfohlen. Diese Aussage stammt vermutlich aus unzähligen mediterranen und britischen Quellen. In diesen Ländern ist Lavendel sehr weit verbreitet und die bekannteste Literatur zum Thema stammt von dort. Allerdings ist in diesen Ländern langer Frost sehr selten. Daher sollte man im deutschen Klima vom Rückschnitt im Herbst Abstand nehmen.

Rückschnitt im Frühjahr

Der beste Zeitpunkt für den Rückschnitt von Lavendel ist das Frühjahr. Die Pflanzen sollten schon austreiben und deutliche, sattgrüne Triebspitzen zeigen.

Bei allein stehenden Lavendelpflanzen werden dann die Spitzen abgeschnitten ("Haare schneiden"). Es müssen nur ca. 2-3 Finger breit abgenommen werden. Dies führt zu einer stärkeren Verzweigung und dem typischerweise gewünschten buschigen Wuchs.

Dieser Rückschnitt ist für die Pflanzen nicht notwendig. Er dient rein ästhetischen Gesichtspunkten. Ohne Rückschnitt bildet Lavendel einen holzigen unbelaubten Stamm und wächst sich zu einem richtigen Busch aus.

Stehen die Pflanzen in einer Gruppe oder gar Hecke, kann deutlich mehr zurückgeschnitten werden, um den gewünschten Formschnitt zu erreichen. Da Lavendel wintergrün ist, gilt jedoch die grundlegende Regel: Es müssen grüne Blätter an der Pflanze verbleiben. Deshalb sollte nicht bis in das alte Holz geschnitten werden. Ein Rückschnitt kurz über dem Boden, wie er bei manchen Stauden üblich ist, würde eine Lavendelpflanze mit höchster Wahrscheinlichkeit töten.

Rückschnitt der Blüten

Wenn gewünscht, können die Blütenstände im Spätsommer/Herbst herausgeschnitten werden. Der Einfachheit halber schneidet man sie meist direkt über den Blättern ab. Dies kann geschehen, sobald sie verblüht sind. Wünscht man eine Selbstaussaat, muss man damit zumindest warten, bis die Samen vollständig ausgereift sind.

Es schadet der Pflanze nicht, die Blütenstände stehen zu lassen. Der Rückschnitt erfolgt nur aus reinem Ordnungsempfinden.

Verjüngungsschnitt

Wenn ein Lavendel stark verholzt ist und einen kahlen Stamm zeigt, dies jedoch optisch nicht erwünscht ist, kann es sogenannter Verjüngungsschnitt versucht werden. Ziel ist ein kompakter buschiger Wuchs. Der Erfolg kann aber nicht garantiert werden und die Pflanze kann dabei durchaus auch sterben.

Die Vorgehensweise beim Verjüngungsschnitt ist wie folgt:

  1. Von oben auf die Pflanze schauend teilen wir sie gedanklich in vier "Kuchenstücke" ein
  2. Eins der Viertel wird weit herunter geschnitten, bis ins alte Holz
  3. Nun wird gewartet, bis der Lavendel aus den zurückgeschnitten Trieben neu austreibt
  4. Wenn die Pflanze einen gesunden Neuaustrieb zeigt, wird das nächste Viertel heruntergeschnitten
  5. Wiederholen, bis der gesamte Busch zurückgeschnitten wurde

Winterschutz

Alle Sorten von Lavandula angustifolia sind gut winterhart, wenn sie eingewachsen sind.

Empfindlich reagiert er nur auf Vernässen. Daher sollte für einen gut durchlässigen Boden gesorgt werden, in dem das überschüssige Wasser problemlos abziehen kann. Dies kann z.B. durch Beimischung von Sand und Kies erreicht werden. Im Sinne des benötigen PH-Werts sollte dabei Kalkstein verwendet werden.

Auf keinen Fall sollte Lavendel mit Tannengrün abgedeckt werden. Als wintergrüne Pflanze benötigt sie auch im Winter Licht. Jede dunkele Abdeckung führt zum sicheren Tod.

Auch von Folien zum Abdecken sollte abgesehen werden. Unter diesen bildet sich Kondenswasser und stehende Luft, was oft zu Pilzinfektionen oder gar Fäulnis führen kann.

Pflanzen in Kübeln und Töpfen können vor Frösten geschützt werden, indem der Topf eingepackt wird. Ein spezielles Schutzvlies kann an Tagen mit besonders harten Kahlfrösten zusätzlichen Schutz liefern. Auch diese lassen jedoch nur einen Teil des Sonnenlichts durch und sollten daher nur so kurz wie möglich auf der Pflanze bleiben.

Sorten die allgemein als nicht winterhart bekannt sind, können nur in Kübeln gezogen werden und müssen dann frostfrei, kühl und hell überwintert werden.

Siehe auch

Weblinks

Angebote zu Lavendel


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