Komposttoilette
Eine Komposttoilette ist eine Toilette bei der die Nährstoffe aus menschlichen Ausscheidungen wie Kot und Urin durch Kompostierung wieder verfügbar gemacht werden. Dadurch ermöglicht sie geschlossene Stoffkreisläufe.
Abgrenzung
Eine Komposttoilette unterscheidet sich grundsätzlich von sogenannten Plumpsklos oder Latrinen, bei denen es sich meist um ein größeres Loch im Boden handelt, in dem der Kot gesammelt wird. Wenn das Loch voll ist, wird es zugeschüttet und ein neues verwendet. Dadurch befinden sich große Mengen Ausscheidungen an einem Ort und in Bodenschichten in denen kaum oder keine Zersetzung stattfindet. Durch die unterirdische Aufbewahrung wird auch die Weiterverwendung des Komposts erschwert.
Wassertoiletten (WCs), die den Kot durch eine Kanalisation an einen für den Benutzer nicht nachvollziehbaren Ort befördern, gelten nicht als Komposttoiletten, auch wenn in Kläranlagen eine Form von Kompostierung stattfinden sollte, da der Kompost nicht mehr direkt für den eigenen Garten nutzbar ist.
Prinzip
Es gibt grundsätzlich zwei Formen von Komposttoiletten. Zum einen Toiletten mit integriertem Komposter deren Endprodukt fertige Komposterde ist. Zum anderen Toiletten, die das Material nur sammeln und danach auf einen Komposthaufen ausgeleert werden. Erst hier findet die Zersetzung statt.
Die Zersetzung selbst unterscheidet sich nicht von normalen Gartenkompost, es handelt sich um rein organisches Ausgangsmaterial. Genau wie bei jedem anderen Kompost muss eine ausreichende Durchlüftung gewährleistet werden, um Fäulnis zu verhindern.
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Geschichte
Abgesehen vom vergraben der Exkremente und Latrinen war die Kompostierung von Ausscheidungen für den allergrößten Teil der menschlichen Geschichte absolut übliches vorgehen. Erst im 18ten Jahrhundert wurde das Wasserkloset erfunden und fand im Laufe des 19ten Jahrhunderts langsam Verbreitung. Bis weit ins 20te Jahrhundert hinein war es aber auf Bauernhöfen und in Schrebergarten noch absolut üblich seine Hinterlassenschaften einfach zu kompostieren.
Erst seit kurzem findet die Komposttoilette wieder weitere Verbreitung. Vor allem ökologische Gedankengänge, Permakultur und die Selbstversorgerszene liefern der Idee der Kompostierung wieder Vorschub.
Arten von Komposttoiletten
Humustoilette nach Hundertwasser
Der bekannte Architekt Friedensreich Hundertwasser hat sich mit Humustoiletten beschäftigt und eine eigene Variante entwickelt, die er auch selbst in der Praxis verwendete.
Dabei handelt es sich um eine Tonne mit siebartiger Flüssigkeitsabführung an der Unterseite und Belüftung. Durch die Befüllung mit Laub, Küchenabfällen, Humus und Kot soll eine Kompostierung direkt vor Ort erreicht werden.
Da der volle Behälter eine Weile zum Kompostieren benötigt, sollen mehrere Behälter in Rotation benutzt werden.
Trockentoilette nach Seymour
Der britische Selbstversorger John Seymour hat eine eigene Trockentoilette entwickelt, die ein spezielles Toilettengebäude benötigt. Das Gebäude besteht dabei aus zwei großen Ebenerdigen Kammern und darüber liegenden Toilettenräumen. In Art eines Plumpsklos wird eine Kammer benutzt, bis sie mit Exkrementen gefüllt ist. Während dann die andere Kammer genutzt wird, kann in der gefüllten Kammer die Zersetzung stattfinden. Auch hier sind Belüftung und Entwässerung der Kammern vorgesehen. Wichtig ist eine Ruhezeit der gefüllten Kammer von mindestens einem Jahr.
Auch bei Seymours Toilette findet die Kompostierung vor Ort statt und das Ergebnis ist fertige Komposterde.
Einfache Auffangbehälter
Die einfachste Form der Komposttoilette ist ein Gefäß, in welches das Geschäft verrichtet wird und das dann auf den Komposthaufen ausgeleert wird. Ein einfacher Eimer wird auch heute noch häufig in Schrebergärten verwendet.
Das Gefäß kann jedoch auch größer sein und in ein normales Toilettengebäude mit üblichem Toilettensitz integriert sein. Zum Beispiel könnte hier ein Wasserfass als Behälter verwendet werden. Die Leerung findet dementsprechend seltener statt.
Bedenken
Es gibt immer wieder Bedenken gegen die Verwendung menschlicher Exkremente als Kompost. Diese beziehen sich meist auf die Angst vor Krankheitserregern.
Krankheiten
Die meisten Krankheitserreger können außerhalb des menschlichen Körpers nur kurze Zeit überleben. In der Fachliteratur wird für die Rotte von menschlichem Kot meist eine Zeit von mindestens 2 Jahren angegeben. Nach dieser Zeit sollte ein Großteil der Krankheitserreger zersetzt sein.
Trotzdem gilt immer die Regel: Blattsalate und ähnliches Gemüse vor dem Essen gründlich waschen. Auch in der konventionellen Landwirtschaft wird häufig tierischer Dung eingesetzt, der Erreger enthalten kann. Daher besteht kein Unterschied zum Toilettenkompost.
Frischer Kot sollte niemals auf Gemüsebeete gegeben werden. Es sollte immer eine vollständige Kompostierung stattfinden. Unter Büschen oder auf Zierpflanzenbeeten ist die Verwendung frischen Dungs allerdings nur vom ästhetischen Empfinden des Gärtners abhängig.
Verunreinigungen
Bei der Angst vor Verunreinigungen geht es meist um Medikamente, die entweder der Mensch einnimmt oder die bereits im Essen enthalten sind (z.B. Hormone in Fleisch). Außerdem gibt es noch bedenken vor Chemikalien aus dem Toilettenpapier.
Bei kurzzeitiger Medikamenteneinnahme besteht durch die extreme Verdünnung kaum Gefahr. Falls die Sorge trotzdem überwiegt könnte für diese Zeit auf eine konventionelle Toilette zurückgegriffen werden. Bei lang anhaltender, starker Medikamenteneinnahme wäre zu überlegen den Kompost nur für Zierbeete zu verwenden. Auch eine Labortechnische Untersuchung nach abgeschlossener Kompostierung wäre möglich.
Bei in Fleisch enthaltenen Hormonen und Antibiotika ist die direkte Aufnahme durch das Fleisch auf jeden Fall deutlich kritischer zu sehen, als die indirekte Aufnahme durch Gemüse nach der Kompostierung. Im Rahmen einer gesunden Ernährung sollte auf den Verzehr von Fleisch aus Massentierhaltung generell verzichtet werden.
Ekel
Die häufigsten Bedenken gegen Komposttoiletten beruhen auf dem Ekel vor menschlichen Ausscheidungen. Diesen Ekel kann man durch vorsichtiges Heranführen und geeignete Maßnahmen abbauen.
Gegen Geruch helfen eine gute Belüftung, häufiges Leeren der Toilette und das Zuführen von anderem organischen Material. Als Material kommen in Frage:
- trockenes Laub
- Sägespäne
- Humus
- Holzhäcksel
- Küchenabfälle (z.B. Kartoffelschalen u.ä. Gemüsereste)
Von der noch häufig üblichen Verwendung von Torf sollte Abstand genommen werden, da der Torfabbau stark umweltschädlich ist.
Meist wird der Inhalt des Kompostbehälters nach jedem Toilettengang mit einer Schicht organischem Material abgedeckt. Dazu wird z.B. einfach eine Schaufel voll Sägespäne in die Toilette geworfen. Dies verhindert auch optische Belästigungen.
Ein weiteres wichtiges Instrument gegen den Ekel ist die Einrichtung der Toilette. Eine Komposttoilette sollte ein sauberer, angenehmer Ort sein. Hierzu tragen z.B. die aus Badezimmern gewohnten hellen Fliesen und ein angenehmer Toilettensitz bei.
Siehe auch
Weblinks
- Die heilige Scheiße von Friedensreich Hundertwasser
- Humanure: the end of sewage as we know it? aus The Guardian (englisch)
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